Männerarbeit Westfalen

Monatsspruch November

Eigentlich haben sie es ja so satt, dieses Warten auf die Wiederkunft des Heilandes. Die Christen zur Zeit der Entstehung des 2. Petrusbriefes befinden sich nun schon seit zwei Generation in der so genannten Naherwartung. So sehr hatten sie gehofft, dass sie das große Ereignis noch erleben würden. Die antike Gesellschaft spottet schon über ihre vermeintlich naive Gewissheit eines sich nähernden Gottesreiches: „Was ist denn mit Euren Weissagungen, wo bleibt denn die große Prophezeiung?“

Und dann spricht auch noch einer von ihnen dieses leidliche Wort aus: „Wir WARTEN…“. „Das tun wir schon so lange!“ Doch der Verfasser des Petrusbriefes überrascht: Die Botschaft ist jetzt eine andere, es geht nicht um Vertröstung – das lange Warten bekommt eine neue Dimension, die Ewigkeit. In ihr eröffnet sich unser Blick auf den Horizont eines neuen Himmels und einer neuen Erde. Aus der Gewissheit darum erwächst eine neue Lebensqualität für das Hier und Jetzt. Die Endlichkeit unserer Existenz verliert ihren Schrecken. Gott schenkt uns die Zeit für das Leben – zugleich die große Aufgabe an uns, diese Zeit auch gut zu gestalten!

Zu allen Zeiten hat die Menschen diese Spannung des gelingenden Lebens angesichts der Unentrinnbarkeit des Todes bewegt. „Et in Arcadia ego“ – das künstlerische Motiv, das das Zeitalter des Barocks prägte, bringt es zum Ausdruck: Nirgends gibt es ein Entkommen vor der Erinnerung an die Sterblichkeit. Doch gerade sie verleiht dem Leben selbst seine Kostbarkeit. Wenn es gelingt, durch unsere Zuversicht auf die Verheißung unsere Welt bereits heute so zu verändern, dass die Gerechtigkeit Gottes spürbar wird, erweisen wir uns des Neuen Himmels und der Neuen Erde, die da kommen werden, würdig. Die globale Bedrohung der Schöpfung, die reale Möglichkeit eines Atomschlages in Europa und vor allem das Sterben in der Ukraine dürfen wir nicht als Menetekel der Endzeit betrachten, sondern als Herausforderung an uns annehmen, der Gewalt gegen Menschen und die Mitschöpfung ein Ende zu setzen – das gilt für uns als Gesellschaft wie für das Individuum, jeden Tag neu!

Vor diesem Hintergrund bekommt auch das Warten eine völlig neue Zustandsbeschreibung: Aus dem Verharren wird Dynamik, Starre verwandelt sich in Bewegung. Mögen uns die autobiografischen Gedanken des religiösen Skeptikers Martin Walser gemahnen, diese begriffliche Veränderung auch „andernorts“, im alltäglichen Leben außerhalb von Kirche und Ritus zu verinnerlichen: „Wahrscheinlich lebt man gar nicht, sondern wartet darauf, dass man bald leben werde – wenn alles vorbei ist, möchte man erfahren, wer man, solange man gewartet hat, gewesen ist.“

Geschäfstführer der Männerarbeit der EKD,

Martin Rosowski

 

 

EIN WEGGELEIT 2025

„Alle Jahre wieder“ gibt die Männerarbeit das Andachts- und Meditationsheft „Ein Weggeleit“ heraus. Es enthält Auslegungen der Jahreslosung und der biblischen Monatssprüche sowie begleitende Texte und Gebete. So eignet es sich als Andachtsheft in Gemeindegruppen oder als kleines Geschenk für ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wie die große Resonanz der letzten Jahre zeigt, erfreut sich dieses Heft auch außerhalb der Einrichtungen der Männerarbeit einer großen Beliebtheit.

Der Preis beträgt 2,50 € pro Exemplar (Selbstkosten) zuzüglich der Versandkosten.

Die Auslieferung des Weggeleits 2025 erfolgt Ende November, so dass es als Weihnachtsgruß rechtzeitig an die jeweiligen Empfängerinnen und Empfänger weitergegeben werden kann.

 

 

BESTELLUNGEN

Kathrin van Meegen 
02304 / 755 308
kathrin.vanmeegen@kircheundgesellschaft.de
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Ein Weggeleit 2024
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Ein Weggeleit 2019
Ein Weggeleit 2018
Ein Weggeleit 2017
Ein Weggeleit 2016

 

 

 

Alles was ihr tut, tut aus der Liebe

Jahreslosung 2024 aus 1. Korinther 16,14

„If they go low, we go high.”  Immer wieder geht mir in unseren unsicheren, zerrissenen Zeiten  dieser Satz von Michelle Obama durch meinen Kopf und mein Herz. „Wenn die anderen sich nicht benehmen können, antworten wir mit Anstand und Stil.“   Die Worte der ehemaligen First Lady stammen aus dem Jahr 2016, als sie  Hillary Clinton im Wahlkampf gegen 
Donald Trump unterstützte. In einem Interview mit der New York Times  erklärte Obama: „‘High gehen’ bedeutet nicht, dass du den Schmerz nicht fühlst oder kein Recht auf eine Emotion hast. Es bedeutet, dass deine Antwort die Lösung widerspiegeln muss. Ich möchte verstehen, warum du dich so fühlst. Und das braucht Zeit. Das ist die Arbeit, die an Küchentischen und in unseren Gemeinschaften geschehen muss. Wenn ich ‘high gehe’, versuche ich nicht, die Argumentation zu gewinnen. Ich versuche herauszufinden, wie ich dich verstehen kann und wie ich dir  helfen kann, mich zu verstehen.“ 

„Alles, was ihr tut, geschehe in  Liebe.“ Knapp 2000 Jahre vor Michelle Obama hat es Paulus so am Ende seines Briefes an die Gemeinde in Korinth formuliert. Viele Konflikte, die es unter Menschen geben kann, hat er in seinem langen Schreiben behandelt. Es geht um das Essen von Fleisch, es geht um Untreue in Paarbeziehungen, es geht um Geschlechterfragen im Gottesdienst, es geht um Geld, es geht um Macht. Eine Agenda also, die bis heute aktuell ist, wenn ein bayerischer Ministerpräsident im Wahlkampf demonstrativ in eine Wurstsemmel beißt oder sich die Ampelkoalition in Finanzierungsfragen um die Kindergrundsicherung verkämpft. Und nachdem er nun diese ganzen Konflikte schriftlich durchgearbeitet hat, kommt Paulus zu dem Schluss „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ 

„If they go low, we go high.” „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“Mrs. Obama und Herr Paulus verschließen nicht die Augen vor der Welt mit einem billigen „piep, piep, piep, wir ham uns alle lieb“. In aller Schärfe sehen sie, wie Konflikte die Welt zerreißen, wie der Hass immer wieder die Oberhand gewinnt, wie unmenschlich Menschen denken und handeln können. Auch Christenmenschen. Nichts wird beschönigt, nichts wird um der Harmonie willen unter den Teppich gekehrt. Aber dieses ungleiche Paar hält fest an der Liebe, am Anstand, am Stil. 
In unseren polarisierten Zeiten brauchen wir Menschen, die nicht weiter zuspitzen, sondern verbinden. Menschen, die nicht einstimmen ins Gebrüll, nicht beitragen zum Krawall, die andere nicht verächtlich machen. Die beharrlich das Gespräch suchen. Die im hassverzerrten Gesicht des Gegenübers immer noch den guten Gedanken sehen, den Gott in diesen Menschen gelegt hat. Wir brauchen diese Haltung im neuen Jahr mehr und dringender denn je.  

Martin Treichel, Landesmännerpfarrer

 

 

Kirche ohne Männer ...?

Westfälische Männerarbeit stimmt ökumenischem Manifest zu

Auf ihrer Haupttagung im Mai 2022 in Hofgeismar hat die Arbeitsgemeinschaft der Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland das Grundsatzpapier „Kirche ohne Männer…? Ein ökumenisches Manifest für die Gestaltung nachhaltiger christlicher Männerarbeit“ verabschiedet.

Die Männerarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen hat das Manifest auf seiner Landesvertretertagung diskutiert. Es wurde von der Arbeitsstelle für Männerseelsorge der Deutschen Diözesen, Evangelisches Zentrum Frauen und Männer Gemeinschaft Katholischer Männer Deutschlands und der Arbeitsgemeinschaft der Männerarbeit der EKD entwickelt und. Das Manifest wird als Standortbestimmung christlicher Männerarbeit verstanden und schlägt eine Konzeption von christlicher Männerarbeit als einen nachhaltigen Beitrag zur erwachsenengemäßen Anwaltschaft für die Männer und zur Transformation unserer Kirchen vor. In der gesellschaftlichen Debatte gibt es gegenteilige Entwicklungen. Zum einen eine Öffnung der Gleichstellungsbemühungen, die die Bedürfnisse und Interessen von Männern miteinschließt, zum anderen eine Renaissance patriarchaler Männlichkeitsvorstellungen und populistischer Maskulinismusthesen.  Kirchliche Männerarbeit setzt sich für eine Vielfalt der Männlichkeiten ein und Dialogräume zwischen den Geschlechtern schaffen, um den Wandel zu begleiten und mitzugestalten.
Die Westfälische Männerarbeit möchte mit ihrem Vorwort zum Ökumenischem Manifest, diese Positionen schärfen. Sie steht für eine Kirche mit Männern und ein Bild von Männlichkeit, dass sich am ehesten mit dem Begriff „Fürsorgende Männlichkeiten (Caring Masculinities)“ wiedergeben lässt. Die Landesvertretertagung ist der Meinung, dass „kein Mann sein Mann-Sein frei von Männlichkeitsvorstellungen denken und leben kann. Für diesen Prozess braucht es männerspezifische Räume und Angebote, auch in der evangelischen Kirche von Westfalen“.
So will sich die Männerarbeit als Teil der Kirche weiterhin für Männer in der Kirche einsetzten, um eine Kirche mit Männern und für Männer zu sein.  

Ökumenisches Manifest
Westfälisches Vorwort