Männer. Wildnis. Auszeit. - Eine Kanutour in Schweden
Elf Männer von Aachen bis Espelkamp, von Heidelberg bis Berlin machten sich auf den Weg in Richtung Europas schönstes Kanuparadies, nach Dalsland in Schweden. Keiner kannte den anderen vorher und doch waren alle bereit, sich einzulassen: auf die Reise, auf den anderen, auf das Programm, die Gespräche und das Abenteuer.
Die jüngsten waren gerade Mitte dreißig, der älteste hatte sein 60. Lebensjahr überschritten. Es waren Väter, Trennungsväter und auch Bonusväter dabei. Viele kirchlich geprägt, einige konfessionslos.
Nach einer kurzen Einführung in die grundlegenden Kenntnisse des Paddelns, fanden sich schnell zwei Männer für je ein Kanu zusammen. Die Boote wurden bepackt, mit den eigenen Sachen für die Woche, Zelten, Ausrüstungsgegenständen und vor allem mit Essen für eine Woche Wildnis. Zum Trinken reichte das Wasser, auf dem wir uns bewegten: Wir kochten Tee und Kaffee damit, wuschen uns im Wasser oder nahmen ein kühles Bad nach langer Fahrt.
Obwohl die Boote tief im Wasser lagen, gewannen alle schnell an Sicherheit und kamen zügig voran. Am Tag eins war der erste gute Lagerplatz schnell nach knapp zwei Stunden Fahrt erreicht. Zelte wurden aufgestellt, Tarps gespannt, unter die wir das Gepäck legen konnten oder unter denen der eine oder andere auch schlafen wollte. Aber auch zwischen den Bäumen gespannte Hängematten fehlten nicht. Holz suchen und Feuer machen standen dann auf dem Programm, um die erste Mahlzeit zuzubereiten: Thai-Curry mit Kichererbsen. Gekocht wurde überwiegend vegan, ab und zu mal ergänzt durch einen frisch gefangenen Fisch. Darüber hinaus fanden wir an jedem neuen Lagerplatz Steinpilze, die wir uns mit mitgebrachten Zwiebeln über dem Feuer brieten. Preiselbeeren, Blaubeeren und sogar Himbeeren waren in Fülle vorhanden. So konnte ein Teilnehmer an seinem 40. Geburtstag mit einer Torte überrascht werden. In der Kargheit der Umstände, die wir gewählt hatten und die uns umgaben, wurden solche Möglichkeiten zu einem wahren Geschenk.
Besonders berührend war zu sehen und zu erleben, wie schnell die Männer Vertrauen zueinander fassten. Wie tief die Gespräche waren, die die Männer nach sehr kurzer Zeit des Zusammenseins miteinander führten. Und wie persönlich die Einblicke, die die Männer sich gewährten und miteinander teilten.
Es war immer wieder eine hohe Bereitschaft in der Gruppe zu spüren, sich mit neuen Themeninhalten auseinanderzusetzen und diese vor dem Hintergrund der eigenen Lebenssituation zu reflektieren. Und es wurde deutlich, dass es gerade im Hinblick auf die Arbeit mit Männern darauf ankommt, Räume mit einem niederschwelligen Angebot zu schaffen.
In diesem Sinne wurde nicht nur unser „Geburtstagsmann“ von seiner Frau mit dieser Reise beschenkt. Diese gemeinsame Zeit in der Wildnis Schwedens, die Gespräche, die Gemeinschaft ist uns allen ein bereicherndes Erlebnis geworden.
Kirche ohne Männer ...?
Westfälische Männerarbeit stimmt ökumenischem Manifest zu
Auf ihrer Haupttagung im Mai 2022 in Hofgeismar hat die Arbeitsgemeinschaft der Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland das Grundsatzpapier „Kirche ohne Männer…? Ein ökumenisches Manifest für die Gestaltung nachhaltiger christlicher Männerarbeit“ verabschiedet.
Die Männerarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen hat das Manifest auf seiner Landesvertretertagung diskutiert. Es wurde von der Arbeitsstelle für Männerseelsorge der Deutschen Diözesen, Evangelisches Zentrum Frauen und Männer Gemeinschaft Katholischer Männer Deutschlands und der Arbeitsgemeinschaft der Männerarbeit der EKD entwickelt und. Das Manifest wird als Standortbestimmung christlicher Männerarbeit verstanden und schlägt eine Konzeption von christlicher Männerarbeit als einen nachhaltigen Beitrag zur erwachsenengemäßen Anwaltschaft für die Männer und zur Transformation unserer Kirchen vor. In der gesellschaftlichen Debatte gibt es gegenteilige Entwicklungen. Zum einen eine Öffnung der Gleichstellungsbemühungen, die die Bedürfnisse und Interessen von Männern miteinschließt, zum anderen eine Renaissance patriarchaler Männlichkeitsvorstellungen und populistischer Maskulinismusthesen. Kirchliche Männerarbeit setzt sich für eine Vielfalt der Männlichkeiten ein und Dialogräume zwischen den Geschlechtern schaffen, um den Wandel zu begleiten und mitzugestalten.
Die Westfälische Männerarbeit möchte mit ihrem Vorwort zum Ökumenischem Manifest, diese Positionen schärfen. Sie steht für eine Kirche mit Männern und ein Bild von Männlichkeit, dass sich am ehesten mit dem Begriff „Fürsorgende Männlichkeiten (Caring Masculinities)“ wiedergeben lässt. Die Landesvertretertagung ist der Meinung, dass „kein Mann sein Mann-Sein frei von Männlichkeitsvorstellungen denken und leben kann. Für diesen Prozess braucht es männerspezifische Räume und Angebote, auch in der evangelischen Kirche von Westfalen“.
So will sich die Männerarbeit als Teil der Kirche weiterhin für Männer in der Kirche einsetzten, um eine Kirche mit Männern und für Männer zu sein.
Ökumenisches Manifest
Westfälisches Vorwort